Chasa La Stretta

Ein steiniger, stets ansteigender Weg führt entlang eines wilden Baches über Pra da Vau bis zur Sattelhöhe von Dössradond. Hier liegt bereits die Wasserscheide zwischen Val Vau und Val Mora. Ein Wassertropfen, der hier vom Himmel fällt, wandert entweder hinaus ins Münsterstertal und von dort schliesslich ins adriatische Meer oder macht den längeren Weg durch die enge Talschlucht von Cruschettas in den Spöl, zum Inn, zur Donau und bis ins Schwarze Meer. Über Cruschettas und links abbiegend durch Val Fraele gelangt man auf bequemen Weg ins Veltlin. Dieser Passübergang bildete in früheren Zeiten, weil er rund 300 Meter tiefer liegt als das Wormserjoch, eine viel benutzte Verbindung mit regem Saumverkehr zwischen Süden und Norden. Auch hat er als Transportweg gedient für die Holzausfuhr nach den Öfen von Bormio. Heute wird er seiner Länge wegen wenig begangen. Die ausgedehnten Bergweiden gehören zum Territorium der Gemeinde Müstair. Die Alpen werden im Frühsommer bestossen, womit die sonst einsame Gegend durch Herdengeläute und friedlich weidende Tiere belebt wird.

Auf der linken Seite von Val Mora erhebt sich der Murtaröl (3184 m). Er ist der höchste Gipfel des Münstertales. Seine Abgeschiedenheit erweckt den Eindruck des Widerspenstigen und des Unversöhnlichen. Neben ihm ragen andere, nicht minder ehrwürdige Gesellen in die Höhe, so la Pala Gronda, il Magliavachas (der Kuhfresser) und il Cucler da Jon dad Onsch (der Turm des Johannes von Onsch).